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Turkmenistan - Iran - Aserbaidschan - Georgien (Teil 3)

 

05.09.16

Tachostand: 55625 km, Tagesetappe: 415 km, Ziel: Merv / Mary.

Die Ausreise aus Usbekistan war nach ca. 30 Minuten erledigt. Die Einreise nach Turkmenistan mit der Einladung des turkmenischen Konsulats in Frankfurt klappte problemlos und ein 5-tägiges transitvisum wurde mir an der Grenze ausgestellt. Die Abfertigung war ziemlich umständlich, aber korrekt. Nach etwa 1,5 Stunden konnte ich nach Turkmenistan einreisen. Die Strasse war gut befahrbar und ich erreichte ich das historische Merv, die ehemalige Metropole an der Seidenstrasse am späten Nachmittag.

Wäre der Ort nicht drekt an der Strecke gelegen, hätte ich ein Besuch für mich kaum gelohnt, da der Erhaltungszustand der Ruinen recht bescheiden ist.

Die blühende Metropole ereilte 1221, bei der Eroberung durch den Mongolen Tolui Khan, Sohn des Dschingis Khan, ein tragisches Schicksal als die mehreren hunderttausend Einwohner ermordet wurden und die Stadt zerstört wurde.

 

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Erk-Kala, die Zitadelle im ehemaligen Stadtzentrum von Merv gelegen, ist heute nur noch eine verwaschene Kratersichel

 

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Festung Kyz Kala in Merv und das Sultan-Sandschar-Mausoleum

 

06.09.16

Tachostand: 55989 km, Tagesetappe: 364 km, Ziel: Ashgabat

Das Zentrum Ashgabats zeigt sich mit neuen, in weiss gehaltenen Monumentalbauten, die gerne auch mit allerhand Gold verziert sind. Alles ist sauber und an jeder Ecke steht ein Verkehrspolizist. Das Fotografieren von öffentlichen Gebäuden ist unerwünscht oder verboten.

Ich steuerte zunächst das Hotel Nusay, einem palastartigen Anwesen gegenüber des Präsidentenpalast, an. An der Rezeption wurde mir  zunächst ein Mondpreis für das Zimmer genannt, nach einigem hin und her einigten wir uns auf 100 USD. Bisher der höchste Preis für eine Unterkunft auf dieser Reise, dafür war das Zimmer gigantisch. Im Bett mit mit seinen riesigen Abmessungen und 3 Kopfkissen kam man sich als Einzelschläfer regelrecht verloren vor, zum ersten Mal TV mit ARD und ZDF ...

 

07.09.16

Tachostand: 56279 km, Tagesetappe: 290 km, Ziel: Darvarza in der Wüste Turkmenistans

 

Auf dem Weg dort hin machte ich vorher zunächst einen Halt an einem Krater mit türkis gefärbtem Wasser und dies mitten in der Wüste.

 

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Anschliessend fuhr ich die Strasse ein paar Km Richtung Norden weiter, bis ich mich gemäss GPS-Koordinaten auf der Höhe des Gaskraters befand, der 4,5 km östlich der Strasse in der Wüste liegt.

An der dortigen Baracke, die ein “Cafe” darstellen sollte, erkundigte ich mich vergeblich, ob die Existenz eines Jeeps bekannt wäre, der mich zur Gaskrater fahren könnte, da zwei Dünen mit losem Sand zum Ziel zu überqueren waren, wozu ich mit der schweren GS und zusätzlichem Gepäck wegen des Einsinkens keine Lust hatte. Also kam die Variante “Fussmarsch” zum Tragen.

Etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang ließ ich das Motorrad am “Cafe” zurück und machte mich mit ausreichend Wasser, Schlafsack und Fotoausrüstung auf den 4.5 km langen Weg durch die Wüste zum Gaskrater.

Bei der Planung vorab betrachtete ich diese Option eher als Mühsal, aber nachdem ich mich auf den Weg machte, stellte sich dieser Fußmarsch eher als angenehmes Kontrastprogramm zum geräuschvollen Motorrad fahren dar, bei dem man einmal die Stille genießen konnte. Nebenbei sah ich dabei auch zum ersten mal Wüstenrosen an ihrem Entstehungsort.

 

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Nach 1.5 Stunden hatte ich das Ziel erreicht:

Was ursprünglich von den Verursachern nur als rasches Abfackeln des austretenden Gases einer mißglückten Erdgasbohrung gedacht war, brennt in der turkmenischen Wüste nun schon seit über 40 Jahren in einem Krater mit einem Durchmesser von 50 m und einer Tiefe von etwa 25 m.

 

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Ansicht des faszinierenden Spektakels bei Nacht

 

An einer etwas abseits stehenden, einzelnen, Jurte lernte ich einen Guide kennen, der für die Begleitung zweier Holländer durch Turkmenistan zuständig war. Es stellte sich im weiteren heraus, dass ich bei Appetit (den ich zufällig hatte ...) die Reste deren Barbecue-Abends verspeisen könnte, anschließend alleine in der Jurte nächtigen dürfe, und die Gruppe mich am nächsten Morgen mit ihren Jeeps am Cafe absetzen würde (so entfiel der Fussmarsch zurück zum Motorrad).

 

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Jurte in der ich am Krater nächtigte bei Morgendämmerung

 

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Erwärmen des Teewassers zum Frühstück

 

08.09.16

Tachostand: 56800 km, Tagesetappe: 521 km, Ziel: Quchan (Iran), inkl. Grenzüberquerung

 

Von Darvarza ging es zunächst wieder zurück nach Ashgabat und von dort an den etwa 80 km südlich gelegenen Grenzübergang “Artyk” (der näher gelegene Grenzübergang westlich von Ashbabat ist gegenwärtig geschlossen).

Die Ausreise aus Turkmenistan verlief wie die Einreise umständlich und aufwändig. Jedoch war mir immer ein junger Zöllner zur Seite gestellt, der mich begleitete, so dass der Vorgang bereits nach ca. 45 Minuten erledigt war.

Die Einreise im Iran erfolgte per Handschlag mit dem Hinweis “welcome in Iran”. Die Passkontrolle war in ein paar Minuten erledigt. An einem anderen Schalter wurde das Carnet de Passage (erforderlich für die Motorradeinfuhr in den Iran) innerhalb einer Minute abgestempelt, so dass ich mir vor Verwunderung die Augen rieb. In mein Gepäck wurde gar nicht geschaut (es wurde aber auch schon an 6 Grenzübertritten zuvor hinreichend kontrolliert).

Der Iran empfing mich auf dem Weg nach Quchan mit einer schönen Berglandschaft in die 

eine gut ausgebaute Trasse hineingelegt war, welche durchaus höhere Geschwindigkeiten zuließ als die erlaubten 95 km/h (bei Tag) und so das Ziel rasch näher kam.

Unterkunft: Hotel Khayam (Bruchbude, aber gab wohl nichts besseres in dem Ort)

 

 

09.09.16

Tachostand: 57310 km, Tagesetappe: 508 km, Ziel: Shahrud

Abwechslungsreiche Strecke auf tadellosen Strassen mal durch baumlose Ebenen und bewaldete Berge.

Zwischenstopp am Grabturm (Mausoleum) in Gonbad-e-Quabus

Unterkunft: Sharoud Inn, gepflegt und ruhig gelegen.

 

IR_Gonbad-Quabus_k

Der Grabturm lag auf meinem Weg, ansonsten wenig spektakulär ...

 

10.09.16

Tachostand: 57700 km, Tagesetappe: 390 km, Ziel: Mahmudabad am Kaspischen Meer

Der erste Teil der Strecke ging durch die Berge mit einem Halt bei den Sinterterrassen von Badab-e-Sart.

 

IR_Badab-e-Sart_k

 

Während ich die Fotos von den den Sinterterrassen schoss, gab mir eine oberhalb am Hang sitzende Gruppe mit ca. 15 Iranern zu verstehen, dass ich zu Ihnen dazu sitzen sollte. So wurde mir Tee, Fladenbrot, Käse und Tomaten gereicht und wir verständigten uns mit Händen und Füssen. Abschliessend wurden noch einige Fotos von mir zusammen mit Mitgliedern der Gruppe gemacht gefolgt von einer herzlichen Verabschiedung.

 

IR_Badab-e-Sart_Picknick_k

 

Der zweite Teil der Srecke führte durch mehrere mittelgrosse Städte und war keine Bereicherung.

Unterkunft: Hotel am kaspischen Meer in Mahmudabad, nichts besonderes ...

 

 

11.09.16

Tachostand: 57841 km, Tagesetappe: 141 km, Ziel: Tonekabon

Da mich meine Reise entlang der Küste am kaspischen Meer durch das Hauptanbaugebiet des iranischen Tees führte und ich mehr darüber erfahren wollte, machte ich Station in Tonekabon.

IR_Khoone_Geli_k

Zur Übernachtung wählte ich das etwas abseits gelegene Gästehaus Khoone Geli in unmittelbarer Nähe der Teefelder und selbst auf einem ehemaligen Teefeld errichtet.

Der Besitzer des Gästehauses, der viele Jahre in England verbrachte, pflegt mit seiner Familie auf dem Anwesen einen alternativen, in  Einklang mit der Natur stehenden Lebenswandel und bietet neben Übernachtungen in idyllischer Umgebung auch Wandertouren in die umliegenden Berge an.

 

 

 

 

Glücklicher Weise war der örtliche Besitzer der Teefabrik bereit mir die Fertigungspozesse in seinem Unternehmen zu erklären, wodurch ich Details über die Teeherstellung erfuhr.

 

IR_Tee_1_Vortrocknung+Schneiden_k

Vortrocknung, dann schneiden und pressen ...

 

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Sieben / Grössenkontrolle (dann Oxidation, Lagerung an der Luft, nicht im Bild), dann Trocknung mit Wärmezufuhr

 

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Ausscheidung von Holzbestandteilen, abschließend das Verpacken

 

12.09.16

Tachostand: 58065 km, Tag: 242 km, Ziel: Kachalak (ca. 12 km nordwestlich von Bandar Anzali)

Die Gegend am Kaspische Meer ist das regenreichste Gebiet des Irans. Die Vegetation ist vergleichbar mit Mitteleuropa.

Den Regenreichtum bekam ich bei der heutigen Etappe zu spüren, als es nahezu ununterbrochen auf mich hinunter schüttete.

Der angedachte Besuch der Anzali Lagune ist somit buchstäblich ins Wasser gefallen.

 

13.09.16

Tachostand: 58416 km, Tag: 341 km, Ziel: Shahr-e-Yeri und Ardabil.

Die Etappe begann zunächst bei bewölktem Himmel am Kaspischen Meer und verlief zunächst durch eine grüne Berglandschaft, dass man sich hätte im Schwarzwald fühlen können. Anschliessend stieg die Strecke stark an, die Temperatur viel auf 13°C und die Sichtweite verringerte sich auf unter 20m, da die Wolken auf dieser Höhe hingen. Nachdem ich den Bergrücken Richtung Westen überwunden hatte und an Höhe verlor stieg das Thermometer wieder auf angenehme 24°C, die Regenwolken wichen blauem Himmel und die Vegetation beschränkte sich auf verdorrtes Grass in hügeligen Landschaft.

Ich fuhr zunächst an Ardabil, der Metropole im iranischen Norden vorbei und besuchte zunächst die etwa 60 km nordwestlich liegende Gräberstätte Shahr-e-Yeri aus der Eisenzeit, die offenbar ein ähnliches Alter aufweist wie das englische Kultstätte Stonehenge.

 

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Es handelt sich um über 500 Steinstelen in unterschiedlichen Größen, je nach Status der Person

 

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Krieger sind am Schwert zu erkennen ...

 

IR_Shahr-e Yeri_grabsteine_1+4_k

 

In Adabil fand ich Unterkunft im Hotel Negin, nur 5 Gehminuten vom Sheikh Safi al-din Mausoleum.

 

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Ardabil, Sheikh Safi al-din Mausoleum

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Im geschäftige Treiben der Innenstadt Ardabils besuchte ich  verschiedenen einfachen Garküchen, die einfache Speisen feil boten. zunächst probierte ich eine säuerliche Joghurtsuppe mit allerlei Kräutern und ein paar Kichererbsen, in die es optional noch eine Ladung geraspelten Knoblauch gab -köstlich. Anschließend, kam eine Tomaten-Graupensuppe dran und zum Schluss noch ein kleines Schälchen mit der Speise aus der großen Pfanne (siehe Bild), deren Bestandteile ich nicht identifizieren konnte, die aber durchaus wohlschmeckend war. 

 

 

 

 

14.09.16

Tachostand: 58823 km, Tag: 410 km, Ziel: Baku

Um von Ardabil an den Grenzort Astara am Kaspischen Meer zu gelangen, ging die Fahrt zunächst auf der gut ausgebauten Strasse durchs Gebirge. Auf dem Streckenteil hinab zum Kaspischen Meer an bewaldeten Berghängen boten zahlreiche Händler über viele Kilometer ihr Obst, Gemüse und Honig an. Es muss eine beliebte iranische Ferienregion sein, da auch Hotels und eine Seilbahn existiert.

In Astara nahm ich einen Imbis ein, um die meine letzten iranischen Rials auszugeben. Der Grenzübergang war im Getümmel von Astara gar nicht so leicht zu finden, die Grenzeinrichtung ist relativ weitläufig und das Carnet de Passage wurde in einem abseits gelegenen Gebäude etwas mühsam bearbeitet. Unglücklicher Weise geriet ich anschließend noch in die Mittagspause zwischen 13 und 15 Uhr, so dass ich 2 Stunden dort warten musste. Die Einreise nach Aserbaidschan einfach und übersichtlich.

Aserbaidschan empfing mich zunächst mit maroden, überforderten Landstrassen, über die sich der gesamte Verkehr wälzt und ich fragte mich schon, wo die Milliardenerträge des Landes aus der Ölgewinnung wohl hinfließen.

Hundert Kilometer vor Baku begann dann die Autobahn. Bereits nach Einbruch der Dunkelheit führte die Strasse kurz vor Baku in unmittelbarer Nähe an einem Ölfeld vorbei auf dem riesige, hell erleuchtete Olförderanlagen zu sehen waren. Auch das beleutete Baku, die prosperierende, moderne Ölstadt am Kaspischen Meer war bei der Einfahrt über eine leichte Anhöhe mit einigen Lichteffekten nett anzuschauen.

Im Hotel Fontain Square in umittelbarer Nähe zur Altstadt kam ich rasch unter, so dass ich die Attraktionen der Stadt mühelos zu Fuß erreichen konnte.

 

15.09.16

Motorradfreier Tag, Bummel durch Baku

 

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Maidens-Turm, Wahrzeichen Baku´s ...”The Flames” Gebäudefassade dient bei Nacht als “Bildschirm” für Lichteffekte

 

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Weitere futuristisch aussehende Gebäude sind im Bau

 

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Shah´s Grab im Shirvanshahs Palast-Komplex in der Altstadt von Baku

 

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Die Quelle des Wohlstands, nur etwa 3 km von Bakus Altstadt entfernt ...

 

16.09.16

Tachostand: 59122 km, Tag: 298 km, Ziel: Sheki (mittig zwischen Baku und Tiflis gelegen)

Am Morgen hatte es bereits in Baku geregnet und durch diesen Regen fuhr ich 2.5 Stunden von den 5 Stunden der heutigen Gesamtfahrzeit. Die Strassen waren in gutem Zustand und gelegentlich, wie bereits auch gestern schon, von Bäumen oder kleinen Wäldchen gesäumt.

Unterkunft: Hotel Sheki Palace

 

 

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17.09.16

Tachostand: 59400 km, Tag: 278 km, Ziel: Rustavi / Tiblisi (GE)

 

Am Morgen hingen die Wolken hingen tief über Sheki und es nieselte obendrein. Trotzdem steuerte ich zunächst den Sheki Palast an. Auf Grund der geringen Grösse des Objekts und der zahlreichen Besucher wegen, verzichtete ich aber auf einen Besuch des Innenbereichs.

 

 

 

 

Die Abfertigung an der Grenze sowohl in AZ wie auch in GE verlief einfach und übersichtlich und benötigte nur etwa eine halbe Stunde.

Das Ziel Rustavi (bei Tiflis) war bald erreicht und die Motorradübergabe für den Rücktransport nach Deutschland ist rasch erledigt.

Von dort gings in Zentrum von Tiflis

 

GE_Tiflis_k

 

... um die Zeit bis zum Rückflug morgen früh um 4:30 Uhr nach Basel zu überbrücken.

 

Insgesamt habe ich über eine Strecke von 13067 km zehn Länder in 50 Tagen bereist und dabei 640 Liter Benzin und 0.7 Liter Öl verbrannt und jede Menge tolle Erfahrungen gesammelt.